Ich, Petka und der Esel zuletzt
Eine Geschichte von Daniil Charms, illustriert von Willi Glasauer und übersetzt von Ganna-Maria Braungardt, wird heute, hier und jetzt im Eselbook vorgestellt.
„Wir setzten den langen Mann ins Auto, legten ihm den Esel auf den Schoß und reichten ihm das Boot. (…) Wir fuhren und pfiffen uns eins.“
Kennen Sie Daniil Charms? Ich mag die Texte des russ. Schriftstellers. Sie sind herrlich schräg und versponnen, es sind Sätze, die so wirr wie das Leben sind und die mich jedenfalls gut unterhalten.
Wenn ich es richtig weiß, dann wurde er um 1905 (das Revolutionsjahr) herum in St. Petersburg geboren. Damals lag das russische Kaiserreich schon im sterben und Daniil Iwanowitsch, der schon frühzeitig lesen und schreiben gelernt hatte, wußte wohl auch nicht so recht, wohin sein Weg ihn führen würde. Ein technisches Studium brach er ab und auch die Filmakademie konnte ihn nicht all zu lange begeistern. Er freundete sich mit modernen Theterschaffenden an, war fasziniert von der ins Absurde hinein übersteigerten Darstellung des Alltäglichen und wohnte in einer Kommunalka – einer Art WG aus eigener und angeheirateter Familie. Was sicher jede Menge Stoff lieferte. Er heiratete, wurde geschieden, heiratete wieder und unter seine kurzen Stücke schrieb er Charms.
Er war sogar Mitglied im Dichterverband. Doch weil er seine Beiträge nicht bezahlte, flog er postwendend wieder raus. Zusammen mit einem Freund gründete er eine Künstlervereinigung. Es gab wohl sogar eine Aufführung von einem Charms-Stück, dann entdeckte die politische Führung das respektlose Treiben und schon war die Künstlergruppe wegen staatsfeindlicher Aktivitäten verboten.
1932 wurde er erstmals wegen antisowjetischer literarischer Umtriebe verurteilt und in die Verbannung geschickt.
In seinen letzten Jahren schrieb er fast ausschließlich für Kinder und Jugendliche. Liebenswerten Nonsens, der unverfänglich war und vermutlich einen erträglichen Lebensunterhalt ermöglichte.
1937, jetzt begann der Terror erst richtig, wurde Charms wieder politisch verfolgt. 1941 wird er erneut verhaftet, irgendwann in die Psychiatrie überstellt und im Februar (während der Leningrader Blockade) ist Daniil Charms vermutlich verhungert.
Ja und trotz dieses Schicksals blieben seine Erzählungen bis weit in die 90er Jahre hinein mehr oder weniger verboten. Warum eigentlich?
Ich liebe diesen Nonsens. Ich liebe auch Marschak und Bulgakow. Irgendwie ist wohl auch mein eigenes Leben so verworren wie diese Geschichten und es hat nie funktioniert, da wirklich Ordnung hineinzubringen. Konstant waren nur einige Freunde, meine Eltern, die Musik und seit einiger Zeit mein Esel …
„Nun ging es uns allen gut, und wir pfiffen uns eins.“