Busfahren, einen Omnibus fahren, hat für mich manchmal etwas von spazieren. Fahren und beobachten, den Verkehr im Auge behalten, konzentriert hier und voller Aufmerksamkeit dort. Einen großen Omnibus durch die Straßen von Berlin steuern ist eine durchaus verantwortungsvolle Aufgabe. Überall sind die Blicke sind, ja sie müssen überall sein. Doch immer wieder gibt es Momente, in denen ich mir wie ein Flaneur vorkomme und – ich selber bleibe dabei unbemerkt – dem Leben um mich herum folgen kann. Wo gehen die Leute hin? Von wo kommen sie wohl? Ich sehe die Verliebten, die sich küssen als würde die Welt um sie herum nicht existieren. Junge, Alte, mit Einkäufen bepackte Menschen, ein Jogger mit Krawatte … nein, der Herr wird es wohl doch nur eilig haben und jetzt spielen vier Frauen, jede hat einen Kinderwagen dabei, beim Einsteigen Tetris. Jede Wette! Die, die zuerst einstieg, wird als erste wieder aussteigen wollen. Nur wo bin ich hier überhaupt? Klar, ich kenne die Linie, weiß, wo ich links und rechts abbiegen muß und wo und wie ich den Omnibus an den Endstellen abzustellen hab: Sondersignale, Gefahr- und Engstellen, Bäume und Haltestellen (eine für den rechten Außenspiegel durchaus gefährliche Kombination). Aber was weiß ich von den Gebäuden um mich herum? Um ehrlich zu sein, habe ich hin und wieder keine Ahnung wo ich mich befinde. Was verbirgt sich hinter den Mauern all der Gebäude. Was für Menschen arbeiten hier? Mein Gott, wie lange steht die Mühle hier schon und gibt es überhaupt einen Müller?
Das achte Kapitel, das achte Abenteuer, widmet sich diesem Thema am Beispiel der Mühle Marzahn, zu der ein Tierhof und ein kleiner, wunderschöner Garten gehört. Orte der Entspannung und des Entdeckens inmitten der Großstadt. Bei genauer Betrachtung ist die Hauptstadt ein Dorf: Biesdorf, Mahlsdorf, Kaulsdorf, Dahlem-Dorf, Zehlendorf und Alt-Marzahn. Ein mittelalterliches Angerdorf und einer Mühle und einem Müller.
Wieso, weshalb, warum? Von einer neugotischen Backsteinkirche, dem Ursprung des Namens Marzahn, dem Markgrafen Albrecht III., Lotti und einem Esel handelt das 8. Abenteuer in meinem neuen Buch „Tausche Alltag gegen Alpaka – Unterwegs mit Husky, Lama, Esel & Co.“ Denn zahlreich sind die Ideen für eine kleine Auszeit zwischen Blumen und Tieren. Natur, die manchmal direkt um die Ecke liegt und die ganz einfach zu erreichen ist. LandsbergerAllee/Ecke Allee der Kosmonauten. Und einen Müller gibt es auch.
Erschienen bei POLYGLOTT (Gräfe und Unzer), 1. Auflage München 2021, 208 Seiten