Mein Weg hinters Lenkrad (vom Quereinstieg über die Ausbildung bis hin zum Liniendienst als Busfahrer für die BVG in Berlin) ist das wohl wichtigste Abenteuer in diesem Buch – mein größtes Abenteuer. Im Zeitraffer ziehen sich die Monate der Ausbildung und mein Arbeitsalltag auf den Straßen von Berlin durch das ganze Buch. Die großen gelben Autos sind der rote Faden, der sich in jedem Kapitel findet. Von der Fahrschultheorie bis zur praktischen Prüfung. Im Rückblick auf die letzten drei Jahre war der Quereinstieg zum Busfahrer eine richtig gute Entscheidung. Es ist eine schöne und wichtige Arbeit! Gern bin ich Busfahrer und die BVG ist ein guter Brötchengeber … ich gender mal … eine gute Brötchengeberin.
Wieso, wehalb, warum? Kann ich diese Fragen überhaupt glaubwürdig beantworten?
Mein neues Buch „TAUSCHE ALLTAG GEGEN ALPAKA – Unterwegs mit Husky, Lama, Esel & Co.“, von Erik Kormann, erschienen im POLYGLOTT Verlag (Gräfe und Unzer), München 2021, 208 Seiten, gibt auf all diese Fragen eine Antwort. Es ist ein leidenschaftliches Plädoyer für den ÖPNV/für eine gemeinschaftliche Mobilität, welche den Klimawandel im Blick hat und die eine sinnvolle Alternative zum Individualverkehr ist/sein kann/werden sollte. OMNIBUS, der Bus für uns alle.
Ich bin gelernter Tischler (Lehrausbildung) und ich arbeitete in diesem Beruf. Bevor ich eine zweite Ausbildung zum Kameraassistenten begann, war ich als archäologischer Ausgrabungstechniker unterwegs. Viele Jahre fotografierte ich für das Spandauer Volksblatt und die Berliner Zeitung. Ab 1996 studierte ich an der HU-Berlin Kulturwissenschaft/Ästhetik und Gender Studies (M.A.). Verdiente mir während des Studiums Geld als Altenpfleger-Helfer dazu und ich jobbte als stud. Hilfskraft am Seminar bei Prof. C. von Braun. Nach dem Studium arbeitete ich als Medien-Coach in der Jugendförderung, war lange Zeit freiberuflich und machte mir, nach einer privaten Lehrzeit, einen Namen als Parfumeur. Fuhr im Außendienst von Apotheke zu Apotheke, bis ich eines schönen Tages die absolut zündende Idee hatte – ich werd` Busfahrer. Mein kleiner Beitrag wider den Klimawandel. Mein kleiner Beitrag für ein milliardstel Grad weniger an Erderwärmung. Fahren und zugleich etwas Sinnvolles tun. Unterwegs sein, in Bewegung bleiben, ist eine Leidenschaft von mir. Niemand wird die Bedeutung von Mobilität bestreiten und mit Blick auf meine Biographie kann ich mir ein Urteil in Sachen Tätigkeit als BusfahrerIn erlauben: zwei abgeschlossene Berufsausbildungen, dazu ein Studium, Erfahrungen in zahlreichen anderen Tätigkeiten und jetzt eine weitere Qualifizierung. BusfahrerInnen werden gebraucht. Der Beruf hat Zukunft. Da langt ein Blick auf die Benzinpreise. Um ehrlich zu sein, erscheinen mir die Befürchtung vieler ZeitgenossInnen, der Klimawandel würde nur Arbeitsplätze kosten als stark übertrieben (besonders deshalb, weil wir keine Braunkohle mehr fördern und keine Verbrennungsmotoren mehr bauen wollen). Wieviel BusfahrerInnen werden gebraucht? Die ganze Wirtschaft, unser täglicher Konsum, wird sich ändern müssen, wenn wir die Auswirkungen auch nur halbwegs in den Griff bekommen wollen. Arbeit ohne Ende.
Noch nie zuvor vergingen mir die Arbeitstage so schnell. Konzentriert fahre ich alle Linien, die der Bushof Lichtenberg anbietet (womit Abwechslung garantiert ist), und übernehme damit im Straßenverkehr von Berlin jede Menge Verantwortung für viele Menschen und ein großes, schweres Fahrzeug. Immer in Bewegung. Kein Tag ist wie der andere. Und das Beste! Meine Freizeit gehört mir. Stunden, die ich gemeinsam mit meinem Esel verbringe. Tage, die ich selber planen und ganz aktiv gestalten kann. Ob Saxofon mit der Bigband oder schreibend am Computer – ich genieße jeden Tag. Meine Verkehrswende ist eine Erfolgsgeschichte.